Homeoffice - Freund?! Feind?!
Vollzeit-Homeoffice von heute auf morgen: Die Balance zwischen Produktivität und Selbstfürsorge:
In Folge 4 der iMPuls Reihe „Homeoffice – Freund oder Feind?!“ möchten wir die Ebene der Person genauer beleuchten. Wie muss ich meinen Arbeitsalltag im Vollzeit-Homeoffice gestalten, um nach wie vor produktiv zu bleiben und gut für mich selbst zu sorgen? Welche Selbstführungs-Hacks können hier helfen?
Routinen
Das klassische Arbeiten vom Büro aus bringt durch Routinen und äußere Rahmenbedingungen Struktur und Sicherheit in unseren Arbeitsalltag. Diese Struktur bricht im Vollzeit-Homeoffice weg und wir müssen uns diese selbst schaffen.
Zuhause haben wir erheblich mehr Autonomie und Flexibilität, was natürlich einerseits toll ist und uns größeren individuellen Gestaltungsspielraum gibt. Andererseits erfordert das gerade in der Übergangsphase ins Vollzeit-Homeoffice unsere Aufmerksamkeit und zusätzlichen Organisationsaufwand – wir brauchen also mehr Disziplin und müssen uns selbst stärker führen.
Um unserem Arbeitsalltag im Homeoffice in der aktuellen Ausnahmesituation Struktur zu geben, hilft es, persönliche Routinen zu erhalten und neue Routinen zu schaffen. Beispielsweise könnte man die üblichen Arbeitszeiten und Pausenzeiten beibehalten oder sich so kleiden, als ginge man ins Büro. Privat- und Berufsleben werden im Vollzeit-Homeoffice stark vermischt. Hier kann es etwa helfen, einen Rückzugsort zum Arbeiten einzurichten, ein „Bitte nicht stören“ Schild anzubringen und feste Zeiten für sich selbst einzuplanen.
Homeoffice als Chance
Bei aller Struktur ist es jedoch auch wichtig, den Spaß nicht zu vergessen! So können etwa Kinder das „Bitte nicht stören“-Schild für ihre Eltern selbst bunt gestalten während eines Gesprächs darüber, wann es wichtig ist, auch mal alleine zu sein. Auch kleine Belohnungen für erledigte Aufgaben können helfen, sich selbst zu motivieren und zu strukturieren – etwa gutes Essen, ein Spaziergang mit dem Hund oder ein entspanntes Bad am Abend.
Mit Familienmitgliedern und Mitbewohner/innen, die plötzlich auch zuhause sind, gilt es, sich abzustimmen und neu zu organisieren. Zu welchen Zeiten braucht wer dringend eine gute Internet-Verbindung? Wo richten wir für die nächsten Wochen einen zusätzlichen Arbeitsplatz ein, an dem man ungestört und bequem arbeiten kann? Wer kümmert sich wann um die Hausaufgabenbetreuung oder um das Mittagessen? Ein gemeinsam erstellter Familienarbeitsplan hilft, Chaos und Streit vorzubeugen und einen reibungsloseren und positiveren Alltag zu ermöglichen.
Homeoffice als persönlicher Freiraum
Nicht nur anderen, sondern auch uns selbst gegenüber tun wir gut daran, etwas Toleranz walten zu lassen: Die Situation ist eine außergewöhnliche, täglich gibt es neue Informationen und Regelungen. Wir sind abgelenkt durch das Geschehen auf der Welt. Statt uns mit einem hohen Anspruch selbst unter Druck zu setzen, sollten wir uns bewusst machen, dass wir mit der Ausnahmesituation nicht allein sind. Dabei kann es helfen, die neue Situation nicht nur als Herausforderung, sondern auch als Freiraum und Experimentierfeld zu sehen. Wir haben gerade die Chance, in unserer Arbeitsgestaltung und in unserem Privatleben neue Verhaltensmuster auszuprobieren!
Die hohe Flexibilität im Homeoffice ermöglicht, sich den Alltag in einer Art und Weise zu gestalten, die im klassischen Berufsleben undenkbar wäre. Beispielsweise kann ich mich zuhause nach dem Erledigen einer wichtigen Aufgabe mit einem Cappuccino auf der Terrasse belohnen, viel mehr Zeit mit der Familie verbringen oder regelmäßig einen Power-Nap einplanen. Bei allem organisatorischen Mehraufwand und Selbstdisziplin sollte immer noch genügend Flexibilität erhalten bleiben, um auch die Vorteile von Homeoffice auskosten und genießen zu können.
In diesem Sinne… bleiben Sie gesund!
#homeoffice #homeofficeistgeil #flattenthecurve #fightcorona #jetzerstrecht #homeofficefreundoderfeind
Referenzen
Allen, D. G., Renn, R. W., & Griffeth, R. W. (2003). The impact of telecommuting design on social systems, self-regulation, and role boundaries. In G. Ferris & J. Martochhio (Eds.), Research in personnel and human resources management (pp. 125–163). Boston: JAI Press.
Bailey, D. E., & Kurland, N. B. (2002). A review of telework research:Findings, new directions and lessons for the study of modern work. Journal of Organizational Behavior, 23, 383–400.
Bentley, T. A., Teo, S. T. T., McLeod, L., Tan, F., Bosua, R., & Gloet, M. (2016). The role of organisational support in teleworker wellbeing: A socio-technical systems approach. Applied Ergonomics, 52, 207-215.
Biron, M., & van Veldhoven, M. (2016). When control becomes a liability rather than an asset: Comparing home and office days among part-time teleworkers. Journal of Organizational Behavior, 37, 1317–1337.https://doi.org/10.1002/job.2106
Fonner, K. L., & Roloff, M. E. (2010). Why teleworkers are more satisfied with their jobs than are office-based workers: When less contact is beneficial. Journal of Applied Communication Research, 38(4), 336-361.
Gajendran, R. S., & Harrison, D. A. (2007). The good, the bad, and the unknown about telecommuting: Meta‐analysis of psychological mediators and individual consequences. Journal of Applied Psychology, 92, 1524–1541. https://doi.org/10.1037/0021‐9010.92.6.1524
Golden, T. D., & Veiga, J. F. (2005). The impact of extent of telecommuting on job satisfaction: Resolving inconsistent findings. Journal of Management, 31, 301–318.
Golden, T. D., Veiga, J. F., & Simsek, Z. (2006). Telecommuting’s differential impact on work–family conflict: Is there no place like home? Journal of Applied Psychology, 91, 1340–1350.
Hill, J. E., Ferris, M., & Martinson, V. (2003). Does it matter where you work? A comparison of how three work venues (traditional office, virtual office and home office) influence aspects of work and personal/family life. Journal of Vocational Behavior, 63, 220–241.
Hill, E. J., Hawkins, A. J., & Miller, B. C. (1996). Work and family in the virtual office: Perceived influences of mobile telework. Family Relations, 45, 293–301. https://doi.org/10.2307/585501
Müller, T., & Niessen, C. (2019). Self‐leadership in the context of part‐time teleworking. Journal of Organizational Behavior, 40(8), 883-898.
Standen, P. (2000). The home/work interface. In K. Daniels, D. A. Lamond, & P. Standen (Eds.), Managing telework: Perspectives from human resource management and work psychology (pp. 83–92). London: Business Press.